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Brienner Straße 37, 1910 – 1935

Das gesamte Parterre des heute nicht mehr existierenden Gebäudes diente ab 1910 als offizielle Geschäftsstelle des Vereins für Fraueninteressen. In den sechzehn Jahren seit seiner Gründung im Jahr 1894 war er zu einer umfangreichen Organisation angewachsen. In den sechs vorhandenen Räumen kümmerten sich schließlich sieben Büroangestellte um Buchhaltung, Registratur und Verwaltung. Vormittags und nachmittags wurden regelmäßige Bürozeiten angeboten. Zudem versammelten sich hier die verschiedenen Arbeitsgruppen und Kommissionen, es wurden Vorstandssitzungen und Schulungen abgehalten sowie Sprechstunden der verschiedenen Auskunfts- und Vermittlungsstellungen eingerichtet.

Im Zuge der Recherchen zu unserer Vereinsgeschichte sind wir darauf gestoßen, dass die Hausnummern der Brienner Straße später dem gängigen System der Orientierungsnummerierung - gerade und ungerade Nummern liegen je auf einer Straßenseite - angepasst wurden. Tatsächlich muss sich die damalige Hausnummer 37 unserer ehemaligen Geschäftsstelle auf der anderen Straßenseite zwischen Augustenstr. und Richard-Wagner-Str. befunden haben.

Repräsentative, öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen wie etwa der erste allgemeine bayerische Frauentag im Oktober 1899 fanden allerdings in den Prunkräumen des Luitpoldblocks weiter vorn in der Brienner Straße statt. Dorthin wurde auch zu Vorträgen, Gesellschaftsabenden und Generalversammlungen eingeladen. Daneben stellte der Magistrat der Stadt den Rathaussaal für Einzelveranstaltungen der Frauentage 1899, 1903 und 1909 zur Verfügung. Da sich die Vereinsmitglieder der bürgerlichen Schicht zugehörig fühlten und entsprechend standesbewusst auftraten, baten sie gelegentlich auch in den großen Saal des Kunstgewerbehauses in der Pacellistraße, in Räume des Bayerischen Hofes sowie des Hotels Vier Jahreszeiten.

Im Oktober 1913 luden die Schriftstellerinnen Carry Brachvogel und Emma Haushofer-Merk mit Unterstützung des Vereins für Fraueninteressen zur Gründungsversammlung des Vereins für Münchner Schriftstellerinnen ein, der mit dem Eintrag ins Vereinsregister 1918 als Münchner Schriftstellerinnen-Verein firmierte. Künftig hatte er hier ebenfalls seine Adresse. Die geschlechtsunabhängige Entlohnung der Arbeit sowie das Gebot, nicht ohne Honorierung tätig zu werden, formulierten die Gründerinnen als eines der Hauptziele unter Punkt 5 der Vereinssatzung.

Anfang 1914 wurde auf Initiative von Luise Kiesselbach (1863-1929), die seit 1913 den Vorsitz des Vereins für Fraueninteressen innehatte, der gleichsam bis heute existierende Stadtbund Münchner Frauenverbände gegründet. Ziel des bald mehr als zwanzig Einzelvereine umfassenden überkonfessionellen Zusammenschlusses war es, gemeinsam erfolgreicher für die Belange der Frauen wie etwa die Einführung des allgemeinen Frauenwahlrechts, die berufliche Förderung, soziale Unterstützung u.v.a.m. einzutreten. Die Geschäftsführung des Bundes wie auch die Redaktion des ab Oktober 1914 vierzehntätig erscheinenden Vereins-Anzeigers wurden in den Räumen des Vereins für Fraueninteressen ansässig.

Mit Kriegsausbruch wurde die laufende Arbeit des Vereins unterbrochen. Bereitwillig beteiligten sich die Mitglieder stattdessen an der städtischen Kriegsfürsorge. Vom Büro in der Brienner Straße wurden zahlreiche Hilfseinrichtungen für Frauen und Kinder geleitet, um den patriotisch geforderten „Heimatdienst der Frauen“ zu gewährleisten. Diese Haltung war nicht unumstritten, zumal sich im Lauf des Krieges einzelne Mitglieder davon distanzierten und dem Pazifismus zuwandten.

Nach Kriegsende wurden von der Brienner Straße aus vor allem Kinder- und Altersfürsorge sowie die Mittelstandshilfe organisiert, so der Bau des Gabrielenheims in Tutzing als Kindererholungsheim und des Luise-Kiesselbach-Heims als Altersheim in München. Daneben unterhielt die Abteilung für soziale Arbeit hier ihre Vermittlungsstelle und es wurden von hier aus die sogenannten Milchkioske betreut, in denen arbeitslose Frauen Milchprodukte, Semmeln u.v.a.m. verkauften.

1922 initiierte die 1. Vorsitzende des Vereins, Luise Kiesselbach, die Gründung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes München und 1924 die Gründung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Bayern.

Brienner Straße 37, 80333 München

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Anmerkung: Der Rundgang ist nicht chronologisch. Der Startpunkt ist individuell wählbar.

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