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Theresienstraße 31, 1935 – 1945

1935 verlegte der seit 1894 bestehende Verein für Fraueninteressen sein Büro in die Theresienstraße 31. Leider gibt es nur wenige sowie vor allem bewusst verharmlosende Zeugnisse aus der Zeit der NS-Herrschaft, so dass bislang kaum aussagekräftige Informationen über die Vereinsarbeit jener Jahre vorliegen.

Nach dem Machtantritt 1933 kam der Bund deutscher Frauenvereine mit der Selbstauflösung der drohenden Gleichschaltung zuvor, was das Ende der bürgerlichen Frauenbewegung bedeutete. Der Münchner Verein für Fraueninteressen blieb zwar weiter bestehen, konnte seine Arbeit allerdings nur in stark eingeschränktem Maß im kleinen Kreis fortsetzen, was möglicherweise den Umzug in andere Räumlichkeiten erklärt.

Im Oktober 1933 löste sich der seit 1913 als Unterorganisation bestehende Schriftstellerinnen-Verein vollständig auf, nachdem einige Monate zuvor bereits seine langjährige Vorsitzende, die Mitgründerin Carry Brachvogel, ihrer jüdischen Herkunft wegen abgesetzt worden war. Der Umgang mit ihr sowie den weiteren jüdischen und rassisch verfolgten Mitgliedsfrauen erscheint aus heutiger Sicht skandalös. Ihre früh betriebene Ausgrenzung aus dem Verein folgte bereitwillig der nationalsozialistischen Ideologie, noch bevor entsprechende Direktiven erlassen wurden. Einige der Betroffenen flüchteten sich in den Selbstmord, anderen gelang es zu emigrieren, wieder andere wurden deportiert und ermordet. Carry Brachvogel beispielsweise wurde 1942 noch im hohen Alter ins KZ Theresienstadt verbracht, wo sie wenige Monate später starb.

Durch geschicktes Taktieren versuchte der Verein der drohenden Auflösung oder Gleichschaltung zu entgegen und spielte die unterschiedlichen NS-Behörden gegeneinander aus. Zeitweise waren bis zu acht NS-Behörden in München und Berlin mit dem Verein befasst. 1935 wurde Gisela Mauermayer-Schmidt (1913-1995) zur Vorsitzenden gewählt, die bereits seit 1932 Mitglied der NSDAP war. In seiner Satzung beharrte der Verein weiter auf weltanschaulicher Neutralität und Überkonfessionalität, musste aber immer mehr Einrichtungen an die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) abgeben, Abteilungen wie die Rechtsschutzstelle und die Mittelstandshilfe auflösen und 1937 seine soziale Arbeit komplett einstellen. Nur ein kleiner Kreis von Frauen hielt fortan die Verbindung untereinander aufrecht und verwaltete die vier Milchkioske, mit deren Einnahmen die Neubegründung der Arbeit nach Kriegsende finanziert wurde.

Anfang 1945 wurden die Geschäftsräume total zerstört. Der Verein verlor sein Archiv und die umfangreiche Bibliothek zur Frauenbewegung. Im September 1945 fand der Verein in der Aldringenstraße 12 in Neuhausen vorübergehend ein provisorisches Büro. Zwei Vereinsmitglieder stellten ihr Wohnzimmer und eine angrenzende Kammer zur Verfügung, so dass eine Anwältin wieder Rechtsauskünfte erteilen und die Mittelstandshilfe Sprechstunden abhalten konnte.

Von hier aus wurde im Dezember 1945 das erste Rundschreiben an die Mitglieder versandt, das ihnen vom Fortbestehen des Vereins Nachricht gab. Ebenso fanden hier 1947 die ersten Zusammenkünfte der Mitglieder sowie Versammlungen statt, die die Wiederbegründung des Stadtbunds Münchner Frauenverbände vorbereiteten.

Theresienstraße 31, 80333 München

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Anmerkung: Der Rundgang ist nicht chronologisch. Der Startpunkt ist individuell wählbar.

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