Zum Hauptinhalt springen

Königinstraße 3a, 1899 – 1910

In den ersten Jahren des Vereins für Fraueninteressen fanden die Vereinsarbeit, Zusammenkünfte des Vorstands sowie Besprechungen der einzelnen Arbeitsgruppen hauptsächlich an dieser Adresse statt, zunächst in der Privatwohnung von Sophia Goudstikker (1865-1924) und ihrer Partnerin lka Freudenberg (eigentlich Friederike) (1858-1912), nach einem kurzen Intermezzo in der Jägerstraße 12 nahe des Wittelsbacherplatzes ab 1904 in einem eigenen Büro im Rückgebäude dieses Anwesens. Dort wurde auch eine für alle Mitglieder zugängliche Bibliothek eingerichtet. Außerdem bot je eine der Vorstandsfrauen nachmittags Sprechstunden an. Heute befindet sich auf diesem Grundstück das amerikanische Generalkonsulat.

Ursprünglich wollte Sophia Goudstikker mit ihrer Lebensgefährtin und Geschäftspartnerin Anita Augspurg (1857-1944) das Haus beziehen. Die Beiden trennten sich jedoch und Anita Augspurg ging nach Zürich, um dort 1893-1897 Jura zu studieren. Ab 1899 bewohnte Sophia Goudstikker das Haus mit Ika Freudenberg.

1894 hatten die drei Frauen die „Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau“ gegründet, die fünf Jahre später in „Verein für Fraueninteressen“ umbenannt wurde. Innerhalb des Vereins entwickelten sich verschiedene selbständige Abteilungen wie etwa eine Rechtsschutzstelle für Frauen, eine Auskunftsstelle für Frauenberufe, verschiedene berufsständische Organisationen für Frauen sowie selbständige Kommissionen für Erziehungs- und wirtschaftliche Fragen, eine Abteilung für soziale Arbeit, eine Zentralstelle für Wohlfahrtseinrichtungen u.v.a.m. Außerdem gab es die besagte Bibliothek mit Zeitschriften und (Fach-) Literatur, die allen Interessierten offenstand.

Ika Freudenberg amtierte bis zu ihrem Tod 1912 als erste Vorsitzende des Vereins. Sie entstammte gutbürgerlichen Verhältnissen aus dem Westerwald, arbeitete mehrere Jahre als Klavierlehrerin in Wiesbaden und engagierte sich ab 1893 in der Frauenbewegung. 1894 zog sie nach München. Sie gewann Schriftstellerinnen wie Emma Haushofer-Merk, Gabriele Reuter und Carry Brachvogel für den Verein, ebenso prominente Dichter wie Rainer Maria Rilke und andere Männer, die den Verein unterstützten.

Sophia Goudstikker war die Tochter eines angesehenen Kunst- und Antiquitätenhändlers aus Amsterdam, besuchte eine Malschule in Dresden und eröffnete 1887 mit Anita Augspurg das Fotoatelier Elvira, das sich ab 1898 direkt ums Eck in der Von-der-Tann-Straße 15 befand. Sie leitete die von ihr begründete Rechtauskunftsstelle für Frauen und war ab 1908 trotz fehlenden Jurastudiums als erste Frau als Verteidigerin beim Münchner Jugend- und Schöffengericht zugelassen.

Königinstraße 3a, 80539 München

Weg planen

 

Umliegende Standorte:

05 | Jägerstraße 12
06 | Maximilianstraße 6

Anmerkung: Der Rundgang ist nicht chronologisch. Der Startpunkt ist individuell wählbar.

loader-gif